Von den Vorteilen des Bauteam-Modells.

Kosten- und Terminüberschreitungen sind auf deutschen Baustellen keine Seltenheit. Alexander Horsch, Geschäftsführender Gesellschafter der CP Bauteam, erläutert, was das mit der hiesigen Top-down-Kultur zu tun hat und warum es partnerschaftlich besser geht.

Herr Horsch, wesentliche Merkmale des von Ihnen praktizierten Bauteam-Modells sind Transparenz, offene Kommunikation, Konsenssuche – passt das in die deutsche Konfliktkultur des permanenten Gegeneinanders?
Das ist eine schwierige Frage, auf die ich mit einer Gegenfrage erwidern möchte: Wohin hat uns diese Konfliktkultur denn geführt? Zu einer großen Anzahl von Projekten, bei denen die Kosten explodieren, die viel zu spät fertig werden und mängelbehaftet sind. Warum ist das so? Weil wir die althergebrachten, traditionellen Top-Down- Arbeitsweisen pflegen. Weiteres Konfliktpotential birgt die Trennung zwischen Planung und Ausführung. Eigene Interessen werden oftmals über die der beteiligten Partner gestellt, die unterschiedliche Wissens- und Erfahrungshorizonte eher gegeneinander als im gemeinsamen Interesse genutzt. Grundsätzlich gilt, dass die Herausforderungen, die die Menschheit bewältigen muss, immer komplexer werden. Die Wertschöpfung wird mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit zunehmend dynamischer, die vorhersehbaren Marktzyklen immer kürzer und äußere Einflüsse wie z.B. jetzt der Überfall auf die Ukraine oder das Zusammenbrechen der Lieferketten führen dazu, dass die Aufgaben durch Einzelne immer weniger beherrschbar werden.

Was muss anders werden?
Komplexe, agile Projekte erfordern ebensolche Teams, die befähigt sind, diese Herausforderungen zu lösen. Was wir ferner brauchen, ist lebenslanges Lernen. Aber können Arbeitnehmer das überhaupt leisten? Als Top-Down-Gesellschaft, die Arbeitsmethoden aus der industriellen Revolution pflegt, hinken wir den zu bewältigenden Herausforderungen hinterher – auch die für die deutsche Wirtschaft so wichtige Bauindustrie: Stichwort Digitalisierung, Stichwort Frauen in Führungspositionen, Stichwort Nachwuchsmangel. Zu viele Projekte scheitern auf unterschiedliche Weise und deshalb muss es meines Erachtens eine Veränderung geben – vor allem kulturell und arbeitsmethodisch. Das ist eine Erkenntnis, die in der Branche gerade greift und von der CP Bauteam bereits seit vielen Jahren umgesetzt wird.

Aktuell schießen die Preise für Bau- und Rohstoffe in die Höhe. Welche Auswirkungen hat das auf das Miteinander bei Bauprojekten?
Die Kostenexplosion hat schwerwiegende Auswirkungen – vor allem auf das Miteinander von ausführenden Unternehmen und Bauherren. Formaljuristisch tragen die Ausführenden allein die Mehrkosten, das ist ihr unternehmerisches Risiko. Allerdings sehen wir gerade wie fragil dieses lineare Geschäftsmodell ist: Die Wertschöpfung ist wie bereits dargestellt angesichts der dynamischen Preise und Märkte kaum noch planbar. Äußere Einflüsse wie die Überschwemmungen im Ahrtal oder die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine sind weder vorhersehbar noch kalkulierbar, geschweige denn beherrschbar. Am Ende können Projekte kippen, weil einer der beteiligten Parteien mit dem Rücken zur Wand steht oder ausfällt.

Welche Vorteile bietet das Bauteam-Modell den Bauherren?
Um bei der Kostenproblematik zu bleiben: Am Ende muss der Bauherr das bezahlen, was ein Bau kostet. Aber man kann natürlich versuchen, die Kosten zu optimieren. Und das gelingt nach unserer Überzeugung am besten gemeinsam. Deshalb bilden wir mit den Bauherren, den Planern und Ausführenden ein Team, das gemeinsame Interessen verfolgt und nicht divergierende.
Systemisch unterscheidet sich das Bauteam-Modell vom reinen Design & Build-Modellen dadurch, dass es breites Wissen vom Bauherrn über Planer, Baumanager und Ausführende zur Findung von Lösungen verlustfrei bündelt. Aus IQ wird WeQ – aus individueller Intelligenz wird Schwarmintelligenz. Hierzu ist es erforderlich mit allen Beteiligten und dem Bauherrn im Team gemeinsame Werte und Ziele zu vereinbaren. Dabei müssen die Termin- und Qualitätsziele auf realistischen Einschätzungen aller Projektbeteiligten basieren. Derart aufgestellte Projekte sind einfach weniger anfällig für Störungen und damit ist der Schlüssel für Pünktlichkeit, Budget- und Qualitätstreue gelegt.

Energieeffizienz und regenerative Energieversorgung standen ohnehin schon ganz oben auf der Agenda. Haben der Ukraine-Krieg und dessen geopolitische Folgen die Bauherren nun vollends auf diesen Pfad gebracht?
Das bleibt abzuwarten. Leider zeigt die aktuelle Energiekrise gnadenlos, wie wir als Gesellschaft und wie unsere Wirtschaft immer noch von Autokraten abhängig sind. Natürlich wäre es in diesem Zusammenhang hilfreich gewesen, wenn wir die Energiewende schon weiter vorangetrieben hätten und damit weniger abhängig wären. Unabhängig davon glaube ich, dass der gesellschaftliche Konsens „pro Energiewende“ heute größer ist als noch vor sechs Wochen. Die Krise schiebt uns also an, und wir werden als Gesellschaft gestärkt daraus hervorgehen.

Am 26. April findet in Köln erstmals die NRW Design & Build Konferenz als regionale Ausgabe der seit Jahren erfolgreichen Design & Build Konferenz Deutschland statt. Wer sollte die Konferenz besuchen?
Vor allem aktuelle und potenzielle Bauherren, die sich mit den Preisexplosionen und Terminverzögerungen sowie möglichen Auswegen daraus beschäftigen möchten. Und natürlich ist die Konferenz auch für Planer und ausführende Unternehmen interessant, die Anregungen für ihre zukünftige Ausrichtung mit nach Hause nehmen möchten. Kurzum sollten alle die NRW Design & Build Konferenz besuchen, die im weitesten Sinne mit Bauprojekten zu tun haben.

 

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von CP Bauteam GmbH
Erstveröffentlichung: TPP, März 2022